Angst


 

Es geht ohne Gott in die Dunkelheit, aber

 

mit ihm

 

gehen wir ins Licht.

 


Ich hatte ja einen Tag frei und begab mich auf eine riesige Halloweenparty. Überall in Deutschland gibt es kleine und große Partys. Ich wollte aber auf eine der größten Gruselpartys gehen und suchte mir deshalb die „Horror Nights“ in Rust aus. Da es weiter weg war, musste ich sogar dort übernachten.

 

Also ihr Menschen seid schon recht eigenartig. Hunderte, wenn nicht sogar tausende Besucher versammelten sich auf jenem „Höllenplatz“ und fieberten jedem noch so kleinen Schock entgegen.

Die Warteschlangen vor einem riesigen Maisfeld, auf dem sich viele Freaks und schaurige Gestalten tummelten, wurde immer länger und die Wartezeit betrug über eine Stunde.

Auch in den anderen „HorrorHäusern“ wartete jeder nur darauf, dass sein Adrenalinwert in die Höhe schoss und es ihm eiskalt den Rücken runter lief.

Alles war auf Schreck, Angst und Furcht ausgerichtet. Jede noch kleine beklemmende Situation wurde von den Besuchern gefeiert. Jede unheimliche Begegnung mit einem „Monster“ rief eine schaurig schöne Begeisterung hervor.

An den Wänden klebte Blut, hingen letzte Fetzen von einem Massaker. Die Gesichter der „Freaks“ waren entstellt und aufgeplatzt... verstümmelt.

 

An jenem Abend sah ich eine junge Frau, die sich mit ihren Freunden in einer der langen Warteschlangen befand. Ihre Augen waren von Furcht erfüllt. Ihre Hände kalt und feucht. Der Herzschlag überschlug sich und sie begann zu zittern.

Ich belauschte ein Gespräch.

„Hey, Jana! Du hast doch nicht etwa Angst?“

Ein zaghaftes Kopfschütteln war ihre Antwort.

Der junge Mann lachte schallend.

„Das sind doch alles nur verkleidete Typen!“

Jana schwieg und schaute sich ängstlich um.

„Jetzt komm und sei kein Loser!“

Janas Lächeln wirkte erzwungen.

In diesem Moment schlich sich ein Zombie an Jana heran und packte sie am Arm.

Jana schrie völlig hysterisch, wurde aschfahl und rang nach Luft.

Der junge Mann lachte laut und der Zombie setzte noch einen drauf indem er ein großes Beil hochhob und es um Janas Kopf schwang.

Jana kreischte und drückte sich an ihre Freundin, die aber nur grinste.

Dann kam noch ein weiterer Freak dazu, der schreckliche, hechelnde Töne von sich gab.

Jana schrie fürchterlich und ging in die Knie. Ihre Hände hielte sie schützend über dem Kopf.

Die beiden Kreaturen verschwanden.

„Das gibt Dir den Kick. Das spannt dir deine Nerven. Das braucht man einfach.“ schrie der Freund von Jana und zog sie mit in die bevorstehende Horrorfahrt im Geisterhaus.

 

Braucht der Mensch die Angst? Ist das Leben so langweilig? Vielleicht zu einseitig?

Oder seid ihr Menschen nur abgestumpft und könnt nicht mehr fühlen?

Von diesen vielen Besucher der „Horror Night“ haben fast alle Angst um ihr eigenes Leben.

Fürchten oft genug den nächsten Tag, manchmal sogar die nächste Stunde?

Für mich bleibt nun die große Frage: „Warum tut ihr euch das an?“

 

© Urheberrechte liegen bei Stefanie Bernecker